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Modulare Rechenzentren im Zeichen von KI und Edge Computing

Interview mit Peter Wäsch von der STULZ GmbH

Der deutsche Rechenzentrumsmarkt erlebt derzeit ein solides Wachstum: Laut dem „Data Center Impact Report“ der German Datacenter Association (GDA) wird die installierte IT-Leistung im wichtigen Colocation-Bereich bis Ende 2029 auf rund 3,3 GW anwachsen und sich damit mehr als verdoppeln. Peter Wäsch, Head of Modular Datacenter Germany bei STULZ, erläutert, warum modulare Lösungen von diesem Boom besonders profitieren und welche Ansätze bei KI und Edge Computing den Markt künftig prägen könnten.

 

 

Die GDA prognostiziert für den Colo-Bereich ein Wachstum von etwa 150 Prozent bis 2029. Welche Chancen eröffnen sich dadurch für modulare Infrastrukturen?

Das insgesamt starke Marktwachstum im RZ-Umfeld erhöht auch die Nachfrage nach modularen Datacenter-Lösungen. Unternehmen müssen IT-Kapazitätsengpässe heute schnell und effizient ausgleichen, ohne lange Bauzeiten und Baurisiken in Kauf zu nehmen. Vorgefertigte Lösungen sind meist innerhalb weniger Wochen einsatzbereit, während herkömmliche Bauprojekte mehrere Monate oder sogar Jahre benötigen. Standardisierte Lösungen sorgen zudem für eine hervorragende Planbarkeit bei den Investitionskosten und minimieren Bau- und Betriebsrisiken.

Durch den Einsatz modularer Systeme können Betreiber mit einer soliden Basis starten und diese bei Bedarf jederzeit skalieren, ohne ihre bestehende IT-Infrastruktur großflächig umplanen zu müssen. So bleibt die IT flexibel und kann Trends wie On-Premise-Cloud und Edge-Implementierungen zügig adaptieren. Besonders im schnell wachsenden Colocation-Segment bieten modulare Lösungen zudem die nötige Flexibilität, um schnell auf Kundenbedarf reagieren zu können.


Welche wichtigen Weiterentwicklungen haben den modularen Bereich in den vergangenen fünf Jahren geprägt?

Moderne Modulsysteme zeichnen sich vor allem durch deutlich höhere Leistungsdichten und geringere Stückkosten aus. Die bereitgestellte Leistung pro Rack ist dabei in den vergangenen Jahren schrittweise von etwa 5 kW auf über 20 kW gestiegen. Das bedeutet, heute spricht nichts mehr gegen eine Integration von High-Density-Installationen, auch in kompakten Outdoor-Gehäusen. Gleichzeitig haben Skaleneffekte in der Serienfertigung die Stückkosten bei vorgefertigten Lösungen gesenkt.

Generell haben sich dank standardisierter Basisdesigns die Investitionsrisiken reduziert, auch wenn der Bereich weiterhin von einer starken Kundenzentrierung und hohem Customizing-Know-how lebt. Bei den Kühltechnologien zeigt sich ebenfalls ein klarer Trend: Der Einsatz von Flüssigkeitskühlung in modularen Systemen nimmt stetig zu und wird sicherlich den künftigen Bedarf – etwa bei der KI-Integration – spürbar mitprägen.


Wohin wird sich die Entwicklung modularer Systeme in den kommenden Jahren noch bewegen?

Ich rechne vor allem mit einer stärkeren Integration von KI-gestützten Monitoring- und Steuerungssystemen zur Prognose von potenziellen Störungen sowie zur Optimierung von Wartungsintervallen. Zudem gewinnen im Modulbau auch Circular-Economy-Ansätze an Bedeutung. Zielsetzung ist, dass bestimmte Modulbestandteile nach Ende ihres Lebenszyklus wieder in den Materialfluss zurückgeführt und entsprechend recycelt werden können. Darüber hinaus lassen sich modulare Datacenter immer enger mit 5G- und Edge-Infrastrukturen verzahnen, um so niedrige Latenzen oder auch dezentrale KI-Anwendungen zu ermöglichen.


Mit der aktuellen KRITIS-Gesetzgebung steigen die Anforderungen an Sicherheit und lokale Datenverarbeitung. Welche Rolle spielen modulare Rechenzentren in diesem Kontext?

Gerade für Betreiber kritischer Infrastrukturen wird es immer wichtiger, sensible Daten und Systeme lokal und unter höchsten Sicherheitsstandards zu verarbeiten. Die KRITIS-Regelungen schränken die Nutzung von Cloud-Diensten ein, sodass bestimmte IT-Ressourcen zwingend vor Ort betrieben werden müssen.

Modulare Rechenzentren bieten hier einen entscheidenden Vorteil: Sie ermöglichen es, lokale Rechenleistung flexibel, schnell und kosteneffizient aufzubauen – exakt zugeschnitten auf die jeweiligen regulatorischen Anforderungen. So können Unternehmen ihre Infrastruktur bedarfsgerecht erweitern und dabei die gesetzlichen Vorgaben zuverlässig erfüllen. Besonders im Zusammenspiel mit Edge- und KI-Anwendungen, die geringe Latenz und hohe Datenhoheit erforderlich machen, sind modulare Lösungen die ideale Antwort auf eine KRITIS-konforme Infrastruktur.


Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei vorgefertigten Lösungen?

Modulare Rechenzentren bieten in puncto Nachhaltigkeit mehrere entscheidende Vorteile: Sie reduzieren Material- und Abfallaufwand gegenüber klassischen Baulösungen und ermöglichen durch optimierte Designs eine deutlich höhere Energieeffizienz. Unsere CyberRow-Geräteserie lässt sich beispielsweise mit indirekter freier Kühlung kombinieren, um den Energieverbrauch zu senken. Bei noch höheren Leistungsdichten können fortschrittliche Liquid-Cooling Verfahren die Treibhausgasemissionen um bis zu 20 Prozent reduzieren und arbeiten dabei wassereffizienter als traditionelle Verdunstungskühlsysteme.


KI-Workloads treiben die Leistungsdichten massiv nach oben. Wie bereitet sich STULZ auf die steigenden Anforderungen und die zunehmende Verbreitung von Liquid Cooling vor?

Die derzeitige Entwicklung bestätigt unsere Strategie, frühzeitig auch auf Liquid Cooling zu setzen. Luftkühlung stößt bei etwa 50 kW pro Rack an ihre Grenzen, während mit Liquid Cooling die Leistungsanforderungen aktueller KI-Systeme von rund 130 kW und weit darüber problemlos realisierbar sind. Unsere Direct-to-Chip-Lösungen können bereits 75 Prozent der IT-Last kühlen, während die restlichen 25 Prozent von unseren Air-Cooling-Lösungen gekühlt werden.

Generell bedeutet die Integration von Liquid Cooling: Wo früher vielleicht fünf Container beziehungsweise Outdoor-Gehäuse benötigt wurden, reicht heute einer oder zwei Einheiten mit Flüssigkeitskühlung. Die hohe Kompaktheit ist dabei ein entscheidender Faktor, da beispielsweise KI-Anwendungen in Zukunft verstärkt in den Edge-Bereich verlegt werden.