Dr.-Ing. Christian Groß, Moderator der Datacenter Experience und technischer Vertriebsleiter der Blue Energy Group AG (Hersteller und Betreiber von Biomasseheizkraftwerken und Rohstoffaufbereitungsanlagen) führte ein Interview mit Frank Trautmann, Head of Key Account Management für den Bereich ITK bei STULZ. Das Interview stützt sich auf den Vortrag von Frank Trautmann „Innovation im Rechenzentrum - Klimatechnische Planungssicherheit für den LifeCycle einer Rechenzentrumsgeneration“, den er vor 60 Gästen der Datacenter Experience hielt.
Warum machen Sie „Innovation im Rechenzentrum - Klimatechnische Planungssicherheit für den LifeCycle einer Rechenzentrumsgeneration“ zum Thema?
Planungssicherheit ist für Rechenzentrumsbetreiber das A&O. Viele unserer Kunden und Partner machen sich Gedanken, wie sie die Anforderungen des neuen Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) umsetzen sollen. Seit dem 18. November 2023 sind Behörden, energieintensive Unternehmen und Rechenzentren dazu verpflichtet, mehr Energie zu sparen. Das EnEfG hat klare Ziele für die Senkung des Primär- und Endenergieverbrauchs in Deutschland für 2030 festgelegt und weiterhin Zielvorgaben für 2040 und 2045 gemacht, die 2027 überprüft und ggf. angepasst werden sollen.
Wie können die wesentlichen Ziele des EnEfG kurz zusammengefasst werden?
Es geht im Wesentlichen um sechs Bereiche:
1. Steigerung der Energieeffizienz
Für den Endenergieverbrauch bedeutet dies eine Reduzierung um mehr als 550 TWh bis 2030 (ggü. 2008). Bis 2040 soll der Endenergieverbrauch in Deutschland um 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008 sinken.
2. Verpflichtung zu Energieeinsparung für Bund und Länder
Bund und die Länder werden zur Umsetzung der EU-Vorgaben verpflichtet, ab 2024 Energieeinsparmaßnahmen zu ergreifen, die bis 2030 jährlich Endenergie-Einsparungen in Höhe von 45 TWh (Bund) bzw. 5 TWh (Länder) erbringen. Das Gesetz sieht vor, dass der Bund seine notwendigen Energieeffizienz-Maßnahmen im nächsten sog. Integrierten Klima- und Energieplan (NECP) zusammenfasst und der EU-Kommission übermittelt.
3. Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Energieeinsparung
Von Bund und Ländern werden künftig Energie- oder Umweltmanagementsysteme eingeführt. Zudem sieht das EnEfG die Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen vor mit dem Ziel, jährlich 2 Prozent Gesamtendenergieeinsparung zu erreichen. Über die dazu zu ergreifenden Maßnahmen entscheiden die öffentlichen Einrichtungen von Bund und Länder eigenständig.
4. Einführung von Energie- oder Umweltmanagementsystemen für Unternehmen
Mit dem EnEfG werden Unternehmen mit einem großen Energieverbrauch (Jahresenergieverbrauch von mehr als 15 GWh) verpflichtet, Energie- oder Umweltmanagementsysteme einzuführen sowie wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen in konkreten Plänen zu erfassen und zu veröffentlichen. Über die konkrete Effizienzmaßnahme entscheiden die Unternehmen.
5. Energieeffizienz- und Abwärmeanforderungen für Rechenzentren
Neue Rechenzentren werden zur Einhaltung von Energieeffizienzstandards, einer minimalen Temperatur für die Luftkühlung sowie zur Abwärmenutzung verpflichtet. Bestandsanlagen sollen auf die Effizienz es Stromeinsatzes achten. Insgesamt werden Betreiber von Rechenzentren dazu aufgefordert künftig verstärkt Strom aus erneuerbaren Energien nutzen.
6. Vermeidung und Verwendung von Abwärme
Abwärme soll künftig besser genutzt werden. Hierzu werden Unternehmen verpflichtet, Abwärme aus Produktionsprozessen zu vermeiden oder, soweit eine Vermeidung nicht möglich ist, zu verwenden (Abwärmenutzung).
Bei welchen Zielen kann STULZ mit seinen Produkten helfen?
1. Bei der Effizienzsteigerung. Wir bieten Lösungen an, die den CO2-Fußabdruck von Point of Presence (PoP) - Stationen auf ein Minimum reduzieren.
2. Beim Schallschutz.
3. Beim Customizing. Wir entwickeln innovative Lösungen für spezifische Kundenbedürfnisse.
4. Beim Einsatz von Kältemitteln. Mit Low GWP Kältemitteln erfüllen wir die F-Gase-Verordnung.
Welche Auflagen des EnEfG verpflichten Rechenzentrumsbetreiber zum kurzfristigen Handeln?
Rechenzentren, die bis zum 01.07.2026 in Betrieb gehen, müssen ab dem 01.07.2027 einen PUE-Wert von 1,5 und ab dem 01.07.2030 einen PUE-Wert von 1,3 einhalten.
Für Rechenzentren (RZ), die nach diesem Datum in Betrieb gehen, gilt ein PUE-Wert von 1,2.
Der Einsatz von wiederverwendeter Energie bei RZ, die ab 07/2026 in Betrieb gehen, soll bei mindestens 10 Prozent liegen und steigert sich in 2027 und 2028 um jeweils 5 Prozent.
Ab 2024 soll der Stromverbrauch zu 50 Prozent und ab 2027 zu 100 Prozent durch nicht geförderte erneuerbare Energien gedeckt werden.